Gemeinde Kals am Gro�glockner


Geschichtlicher Überblick

Auf den Spuren der Geschichte von Kals am Großglockner

Die Gemeinde Kals am Großglockner gehörte jahrhundertelang zum Herzogtum Kärnten bzw. zum Reich der Görzer. Erst 1500 kam sie durch Vererbung an das Land Tirol. Geprägt wurde das Gebiet von der Landwirtschaft und den Kalser Bauern, die bis 1850 unter dem geltenden Freistiftrecht litten, dass sie besonders stark durch Abgaben an die Grundherren belastete. Erst durch die Bauernbefreiung und den ab 1855 einsetzenden Tourismus erlebte die Gemeinde einen leichten Aufschwung.

Ein grundlegender Wandel in der Landwirtschaft und eine wesentliche Steigerung des Tourismus vollzog sich jedoch erst nach dem Zweiten Weltkrieg.


Erste Spuren

Beim Straßenbau im Jahre 1952 stieß der Arbeiter Johann Kerer auf einen flachen herzförmigen Grünstein mit einem sauberen Bohrloch. Wissenschaftler bestimmten den Fund als neolithischen Steinhammer aus dem 2. Jahrtausend v. Chr. Damit ist Kals im Besitz des einzigen steinzeitlichen Fundes in Osttirol.

Diese geschliffene Axt aus Prasinit (Grünschiefer des Glocknermassivs) fand als erster vorgeschichtlicher Gegenstand des Tales Eingang in die Fachliteratur.


Fundplatz Gradonna

Die Erschließung des bedeutendsten vorgeschichtlichen Fundplatzes im Kalsertal verdanken wir einem Gelübde: Bei Terrassierungsarbeiten zum Bau einer Kapelle in einem riesigen Felsblock wurde eine vorgeschichtliche Station entdeckt, die aufgrund ihres hohen Alters und der Fundzusammensetzung zum interessantesten gehört, was Osttirol zu bieten hat.


Steinbockschädeln

Im Nordosten von Burg erhebt sich in einer Seehöhe von 1.540m der mächtige Felsen. Der Bereich um diesen Felsklotz heißt Gradonna. In der Trauflinie der überhängenden Felsenwand stieß Kerer mit seinen Mitarbeitern in etwa 70 cm Tiefe auf eine dunkle Schicht mit geschätzten 50 bis 70 Steinbockschädeln, die zu einem größeren Teil Bearbeitungsspuren (Trophäengestaltung oder Hirnentnahme) zeigten. Im südlichen Teil befand sich auch eine Feuerstelle. Neben Steinbockschädeln wurde auch ein Schädel eines Braunbären und Knochen von Reh und Rothirsch gefunden.


2 besondere Fundstücke

Wie bei vielen vorgeschichtlichen Stationen fanden sich auch in Gradonna Fein- und Grobkeramik. Unter diesen Funden bestechen vor allem zwei Stücke.

Einmal das Randstück eines Gefäßes nach Art der "vasi a bocca quadrata". Der Rand ist nicht wie üblich rund sondern viereckig.
Das zweite Fragment (ältestes Fundstück), erst 1995 entdeckt, zeigt ein vor dem Brand eingerissenes stacheldrahtähnliches, strichgefülltes Dreiecksmuster. Form und Verzierung zeigen enge Beziehungen zu einem älteren Abschnitt der "vasi a bocca quadrata"-Kultur. Diese weist in ihrer Wirtschaftsstruktur noch einen hohen Grad an Wildbeutertum auf, wie auch die Tierknochen des Kalser Fundplatzes bestätigen. Dieses Stück von Kals wird in das späte 5. Jahrtausend v. Chr. datiert. Kals ist somit im Besitz des ältesten Keramikgefäßes von Osttirol.


Völkervielfalt

Um 400 v. Chr. drangen keltische Stämme in das Gebiet der Alpen ein. Im Zuge der Eroberung der Alpentäler durch die Römer unter Kaiser Augustus kamen auch Römer in das Kalsertal: Münzfunde und Statuette. Vor allem aber verraten uns vorrömische, alpenromanische, slawische und germanische Flur- und Ortsnamen, dass dieses Tal schon seit ältester Zeit Kulturgegend ist und Angehörige vieler Völker hier gelebt haben.


Die Görzer

Im 11. Jhdt. erwarb das Geschlecht der Görzer die Grafschaft Lurn, zu der fast ganz Osttirol gehörte. Damit unterstand Kals bis zum Jahre 1500 den Görzer Grafen. Nach dem Tod von Graf Leonhard, dem letzten Görzer Grafen, fiel die Herrschaft Lienz, zu der das damalige Gericht Kals gehörte, an Kaiser Maximilian I., der es an Tirol angliederte.


Erste urkundliche Erwähnung von Kals (Calce)

Diese erfolgte am 19. August 1197. Damals fand in Patriasdorf bei Lienz ein Gerichtstag statt, bei welchem Graf Heinricus de Matrei mehrere seiner Leute in die ewige Freiheit entließ. Den Freiheitsschutzbrief unterzeichneten alle Beteiligten, unter anderem auch der Pfarrer von Kals "Reinardus plebanus de Calze", damaliger Leutpriester. Es handelte sich dabei um die erste urkundliche Erwähnung des Ortsnamen Calce.


Die Urbarverwaltung

Im 13. Jahrhundert wurde in und für Kals ein eigenes Urbaramt errichtet (Urbar = Verzeichnis des Güterbestandes und der daraus erfließenden Einkünfte) und ein eigener Gerichtssprengel gebildet. Jahrhundertelang amtierten in Kals eigene Richter (meist Bauern), die zugleich Pfleger - Urbarverwalter - waren. 1700 wurde die Urbarverwaltung mit der Pflege der Lienzer Klause vereinigt. Im Jahre 1806 wurde die Selbständigkeit des Gerichtes aufgehoben.


Bergbau in Kals

Von Bedeutung für Kals war der Bergbau, der vermutlich schon in der Römerzeit begonnen hatte, und zwar der Kupferbergbau im Teischnitztal und bei Staniska (bis Ende des 18. Jhdts.). Außer den Bergleuten wirkten hier Arbeiter auch in der 1610 von den Glaureter Gewerken erbauten Schmelzhütten ("Schmölz") in Unterpeischlach.


Der Tiroler Freiheitskampf

Am Freiheitskampf der Tiroler im Jahr 1809 nahmen auch Kalser Schützen teil. Im November 1809 kam es nach vergeblichen Angriffen der Franzosen auf Huben im Gasthof in Unterpeischlach zum Abschluß eines Vertrages zwischen Iseltaler Landstürmern und französischen Offizieren. Doch dieser "Peischlacher Frieden" hielt nicht lang; im Dezember kam es zu neuerlichen Kämpfen.


Stefan Groder

Am Heiligen Abend 1809 kamen 800 Franzosen nach Kals und suchten den Schützenhauptmann Rupert Groder, der sich versteckt hatte. Dessen Halbbruder Stefan Groder stellte sich freiwillig. Die Franzosen hielten ihn für den Gesuchten und erschossen ihn am 29. Dezember 1809 auf dem "Göschgelier" vor dem Widum. Ein Denkmal am Kalser Dorfplatz erinnert daran.


Das Gemeindewappen

1978 wurde das Wappen verliehen: Es zeigt auf goldenem Grund fünf aufrechte, unten vereinte schwarze Spitzen. Die mittlere Spitze versinnbildlicht den Großglockner.


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